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Keramisches Wandrelief (400 x 300 cm) in der Eingangshalle des Hotels Kolumbus, Berlin, 1995

Wandbild von Franz Schwarzinger in der Halle des Hotels „Kolumbus“, Berlin

Das Wandbild in der Hotelhalle haben täglich viele Besucher vor Augen. Es wurde entworfen von dem bekannten Wiener Maler Franz Schwarzinger, einem Vertreter der jüngeren österreichischen Künstlergeneration. Er hat auch die keramischen Teile selbst geformt und bemalt, gebrannt wurden sie in der Werkstatt der Droysen - Keramikgalerie, Berlin.

Einfacher und weniger aufwendig wäre gewiß, ein großes Foto an die Wand zu hängen, von Berlin beispielsweise; der Betrachter würde es mit einem Blick erfassen, verstehen - und beim Hinausgehen in die Stadt das gleiche entdecken. Denn Fotografie hat die Aufgabe des Abbildens. Das Bild dagegen „knetet um“, wie Goethe sinngemäß sagt, der Künstler stellt damit eine eigene Wirklichkeit her. Und die fordert zu Entdeckungen heraus. Das dominierende Blau des Wandbilds kann verlocken wie die Weiten des Ozeans.

Zugeordnet sind lebensbejahende Zeichen, Symbole der Fruchtbarkeit: Wasser, belaubte Ranken, Blätter und ebenso Symbole der schmückenden Natur: Pflanzen in einer Vase. Seltsame Gestalten beleben die Fläche, sind es Mischwesen, Fabeltiere, unseren Träumen entstiegen? Finden wir selbst uns darin als Frau oder Mann, umgestaltet durch unsere Phantasie? Sind sie die Verkörperung aller Abenteuer, denen wir begegnen werden beim Entdecken einer fremden Stadt, das Kolumbus-Element einer jeden Reise?

Der Betrachter wird wenn er sich ins Wandbild vertieft, unverkennbare Hinweise auf die Stadt Berlin entdecken. Da sind, links oben, tiefgrün auf fast schmerzhaftem Rot, die beiden ungleich großen Teile der Stadt, die einst auseinandergerissen und jüngst wieder zusammengefügt wurde. Die gezackten Formen verweisen sowohl auf die Wunden der Vergangenheit wie auf die Möglichkeiten des Zusammenwachsens. Menschen sind piktogrammhaft und austauschbar, im Bild, wie sie einander begegnen auf dem Terrain dieser Stadt. Rechts oben sieht man ein Spinnennetz, das ans Berliner Stadtbahnnetz erinnert, wie es einmal aussah vor der Teilung der Stadt. Aber der Künstler wäre kein Wiener, hätte er in dieses Symbol nicht auch einen Hinweis auf seine schöne Heimatstadt eingebracht: den Grundriß der Donaumetropole mit den drei konzentrischen Kreisen von Innenstadt, Ring und Gürtel.

Ist das amorphe Paar im Begriff, sich vom Ufer abzustoßen, zu neuen Küsten aufzubrechen, oder ist es soeben angelandet, bereit, sich im neuen Umfeld umzutun? Die Auslegung stellt uns der Künstler frei. Unterschiedliche Haltungen sind möglich - das Wandbild als Herausforderung zum Weltbild. Kunst kann, wenn sie Wesentliches erfaßt, uns zu unendlich vielen Fragen anregen. Antworten freilich müssen wir selbst finden.

 

Richard Christ

Berlin/Wien im Mai 1996  

       

 

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